Vor über 20 Jahren habe ich mit Airbrush-Arbeiten begonnen und in dieser Zeit natürlich viele eigene Erfahrungen mit dem Malen selbst, wie auch mit der Hardware machen können. Ich habe also auch bei Null angefangen und musste mir die passenden Gerätschaften zusammensuchen. Auf dieser Seite werde ich dir die grundlegenden Punkte nennen, die wichtig für die finale Kaufentscheidung sind. Ebenso werde ich dir einige Modelle, passend zu verschiedenen Ansprüchen, empfehlen.
Wer mit dem Airbrushen beginnt, wird erst in den kommenden Wochen und Monaten erfahren, ob dies überhaupt etwas für ihn ist und ob Talent und Ausdauer in nötigem Maße vorhanden sind. Daher empfiehlt es sich nicht, gleich zur besten, teuersten und mit allen Schikanen ausgestatteten Airbrush Pistole zu greifen.
Setze den Fokus vorerst auf ein Preissegment zwischen ungefähr 100€ und 200€.
Hier sind derzeit günstige Modelle erhältlich, die für die meisten Ansprüche genügen, erschwinglich sind und welche auch später keinesfalls entsorgt würden, wenn der Anspruch in Sachen Feinheit steigt. Ein Set verschiedenster Airbrush Pistole sollte man irgendwann sowieso haben und dies sammelt sich mit der Zeit erfahrungsgemäß auch an.
Grundsätzlich gibt es neben selteneren Spezialformen zwei Typen von Airbrush Pistolen. Diese werden unterschieden nach der Art der Bedienung. Dies ist einmal die sogenannte Singleaction, bei der per Fingerdruck lediglich das Luftventil betätigt und die Farbmenge meist per Stellmechanik vorjustiert wird.
Die mechanisch aufwändigere und für die meisten Airbrusher übliche Variante ist die Doubleaction. Hier kann man einerseits das Druckventil mit einer Abwärtsbewegung bedienen und mit dem selben Finger die Nadel nach hinten bzw. nach vorn bewegen. Damit wird es möglich, kleinste Farbmengen bei vordosierter Luftzugabe zu sprühen. Je nach Modell können Luft- und Farbmenge sogar in ihren Maxima voreingestellt werden.
Zu bevorzugen ist für professionelles Arbeiten in jedem Fall eine Airbrush Pistole mit Doubleaction-Funktion!
Je nach Anwendungsbereich entscheidet sich, ob man sinnvollerweise eine Airbrush Pistole benutzt, die eine kleine oder größere Farbmenge aufzunehmen in der Lage ist. Im Normalfall empfiehlt sich das Saugsystem für größere Farbmengen, das Fließsystem für kleine. Warum?
Erstellt man großformatige Bilder z.B. auf Wänden, dann wäre es mühsam, aller paar Sekunden die Farbmulde der Airbrush Pistole mit der Pipette füllen zu müssen. Meist nehmen entsprechende Modelle nur 1-3ml Flüssigkeit auf.
Um dem effektiv zu begegnen, ist es bei vielen Airbrush Pistolen möglich, seitlich oder unterhalb einen voluminöseren Farbbecher anzubringen, welcher durchaus 100ml und mehr fassen kann. Die Flüssigkeit wird nun im Gegensatz zu Modellen mit oben liegender Farbmulde oder kleinem Farbtöpfchen nicht mehr aufgrund der Schwerkraft (und Kapillarwirkung) in den Farbkanal der Pistole fließen, sondern sie wird durch den Sog der schnell vorbeiziehenden Druckluft zur Düse befördert.
Erfahrungsgemäß macht es Sinn, wenigstens je ein Modell sein eigen zu nennen, Saug– UND Fließsystem. Denn, in der Praxis wird man als Airbrusher nicht nur „grobe“ Bilder oder nur Miniaturen erstellen. Ein Künstler, der sich auf die Fahrgeschäfte der Jahrmärkte spezialisiert hat, wird für bestimmte Details auch zu Modellen mit kleiner Farbaufnahme greifen, wie auch der Porträt-orientierte Airbrusher ab und an größere Flächen mit einer Grundfarbe vorarbeitet.
Modernere Modelle haben normalerweise keine Probleme mit Lösungsmitteln jeglicher Art. Selbst aggressive Flüssigkeiten aus der Lackiererbranche können den Dichtungen nichts anhaben. Vorausgesetzt; diese sind aus sogenanntem selbstschmierenden Material – Teflon. In billigen Modellen werden leider immernoch andere Kunststoffe als dieser eingesetzt. Spätesten dort gibt es Probleme, arbeitet man mit Farben und Lösungsmitteln, die nicht auf Wasser basieren.
Bewegt man sich im Preissegment oberhalb 100€, sollte man eigentlich keine derartigen Überraschungen erleben, dort wird erfahrungsgemäß immer mit hochwertigem Dichtungsmaterial gearbeitet.
Achtung!
Dennoch kann es bei schlechter Pflege und unzureichender Reinigung auch bei Teflon-Dichtungen zu Zwischenfällen kommen. Nämlich, wenn Farbreste an der Nadel antrocknen und – bevor sie komplett durch die nachfolgende (lösungsmittelhaltige) Farbe wieder aufgeweicht werden konnten – gewaltsam mit der Nadel durch die Nadelführung gedrückt werden. Dies hinterlässt feine Kanäle längs der Dichtung. Das Ergebnis, feine Farben sickern permanent bis zur Düse durch, ohne dass die Nadel nach hinten gezogen wurde. Der selbe mechanische (!) Effekt gilt natürlich auch für nicht-lösungsmittelhaltige Farben, unabhängig von der chemischen Beständigkeit der Dichtung.
Oberfläche und Farbe der Airbrush Pistole spielen eine Rolle? Aber ja!
Je nachdem, wie nahe man dem bearbeiteten Objekt oder Bild ist, kann es sehr störend sein, dass sich die z.B. verchromte Airbrush Pistole ständig im Motiv widerspiegelt, gebündeltes Sonnenlicht darauf fällt oder das Auge des Airbrushers stört. Arbeitet man vorwiegend mit Kunstlicht, speziell Leuchtstofflampen, treten diese Störungen kaum auf. Unter freiem Himmel dagegen macht man recht schnell diese Erfahrung.
Mittlerweile gibt es viele Airbrush Pistolen Modelle, welche entweder in gedämpften Tönen oder komplett schwarz zu haben sind.
Desweiteren spielt es für viele Künstler eine Rolle, ob die Airbrush Pistole glatt oder angerauht ist. Speziell, wenn man Airbrush lediglich als selteneres Hobby betreibt und der Alltag sonst für „üppige“ Hornhaut auf den Fingern sorgt. Wer sich dann an Motive mit Details im Millimeterbereich wagt, dem kommt eine rauhe Oberfläche des Malwerkzeuges sehr gelegen. Profi-Airbrusher haben dieses Problem üblicherweise nicht, da sie sich ja ständig in ihrem Fach betätigen. Dort ist also vorwiegend eine glatte Oberfläche an der Airbrush Pistole gang und gäbe.
Modelle mit rauhen/matten Oberflächen oder rutschfesten Kunststoffbeschichtungen an den Griffstellen gibt es mittlerweile auch von den meisten etablierten Herstellern.
Nach mehreren Stunden Arbeit mit der Airbrush Pistole macht sich jedes Gramm in der Hand bemerkbar. Dem begegnet man einerseits dadurch, indem man REGELMÄßIG kurze Pausen einlegt. Andererseits kann man der Emüdung der Finger und Armmuskulatur bereits dadurch vorbeugen, indem man Modelle wählt, die ohne zusätzlichen „Schnickschnack“ auskommen, der nur unnötig das Gewicht erhöht.
So kann man schon auf den ersten Blick erkennen, ob das Modell mit einem „gutgemeinten“ Stützelemente für die Finger ausgestattet ist; meist ein metallischer Vorsprung, beginnend vorn, unterhalb des Düsenkopfes, oft bis hin zum Schlauchanschluss. Ebenso „leidet“ manches eigentlich gut konzeptionierte Modell unter einem unnötig langen und daher sperrigen/schweren Luftanschluss-Stutzen. Mancher nutzt dieses Teil zwar auch zusätzlich zum Halten der Airbrush Pistole, aber wirklich hilfreich für eine feinere Koordination ist dies selten. Nur der vordere Teil des Luftpinsels sollte aktiv geführt werden, das Ende der Pistole auf der Verbindung zwischen Daumen und Zeigefinger LOCKER aufliegen. Schlauch und Anschluss-Stutzen sollten sich so wenig wie möglich in das Gesamtgewicht mit einbringen.
Für feinste Arbeiten nach Möglichkeit also Modelle mit kurzem Stutzen und einen leichten Schlauch verwenden.
Die Feinheit des Pinselstriches ist von mehreren Faktoren abhängig; von der Viskosität der Farbe, vom Luftdruck und dem Düsendurchmesser. Je kleiner letzterer ist, umso feiner wird auch der Strahldurchmesser. Bei vielen Modellen kann der gesamte Düsenkopf ausgetauscht oder die Düse selbst in eine entsprechende Halterung gesteckt werden. Übliche Größen sind 0,1-0,3mm für feinste Details, 0,5-1,0mm für flächigere Arbeiten.
Handelt es sich um ein Modell mit austauschbarem Düsenkopf, dann muss beim Austausch der Düse selbst (z.B. defekt durch Haarriss oder durch Fallenlassen der Airbrush Pistole) darauf geachtet werden, das Gewinde des Ersatzteils beim Eindrehen mit Wachs o.ä. abzudichten. Bei Modellen mit Bajonettverschluss (meist hochpreisig) entfällt dies natürlich.
Die meisten Hersteller bieten für ihre Modelle die jeweiligen Austauschdüsen entweder zusammen mit der Airbrush Pistole oder als Zubehör an. Es empfiehlt sich, sämtliche Varianten (fein – mittel – grob) vorrätig zu haben, im besten Fall mehrfach.
Wer sich das erste Mal eine Airbrush Pistole zulegen will, dem empfehle ich, sich entweder in einem Airbrush-Kurs mit Modellen verschiedener Preisklassen näher zu beschäftigen oder den Sprung ins kalte Wasser gleich mit einem höherwertigen Modell zu wagen. Nichts ist entmutigender, als ein „billiges“ Modell zu erwischen und misslungene Testmalereien (voreilig) auf fehlendes Talent zurückzuführen!
Investiert man gleich ein paar Euros mehr in gutes Werkzeug – denn nichts anderes ist eine Airbrush Pistole letztendlich – ist man zumindest von Anfang an sicher, dass man Gerätschaften benutzt, die auch in geschickten, geübten Händen zu wahren Meisterleistungen auf Papier und Blech führen. Modelle, die sich bereits BEWÄHRT haben! Gelingt dann ein Werk nicht auf Anhieb, heißt es üben, üben, üben – aber die gut gewählte Airbrush Pistole ist und bleibt ab diesem Moment jene Konstante, an der man die Entwicklung seiner eigenen Fähigkeiten messen kann.
Ich empfehle dem Einsteiger, sich an Modellen oberhalb von 100€ zu orientieren, auch wenn das Budget knapp ist und nicht an der falschen Stelle zu sparen. Es gibt zwar einige Airbrush Pistolen, die knapp unterhalb dieses Preissegmentes liegen (gerade einmal um 70€!), und welche durchaus gute Kritiken in Airbrush-Foren und in der Szene erhalten haben, jedoch kann ich hierzu keine persönlichen Erfahrungen darlegen. Lediglich, dass die kostspieligeren Modelle eben dieser Herstellerfirmen hervorragende Eigenschaften aufweisen und jenseits von „Schrott“ deklariert werden können.
Es ist daher sehr gut möglich, dass auch diese und diese als „Einsteigermodelle“ bezeichneten Airbrush Pistolen brauchbar sind; diesbezüglich hilfreiche Kommentare können gern unterhalb dieses Postings mitgeteilt werden. Wer schon Erfahrung mitbringt und dabei ist, zu neuen Ufern aufzubrechen, der sollte sich hier über Profimodelle informieren.
Airbrush Pistole von Badger, Modell 100-3 GF, Double-Action, Fließsystem, Farbbecher 2ml, Düsendurchmesser 0,26mm (erhältliche Düsen 0,26/0,53/0,77mm), lösemittelbeständige Teflondichtungen, Preis bei 139€
Airbrush Pistole von Badger, Modell Sotar 2020-2, Düse 0,2mm, Double-Action, Fließsystem, Farbbecher 2ml, Farbmengenvoreinstellung mit Micrometer-Skala, lösemittelbeständige Teflondichtungen, Preis bei 252€
Airbrush Pistole von Harder & Steenbeck, Modell Infinity Two-in-One FPC, mit Fine Pressure Control-Option (Luftmengenregulierung an der Airbrush Pistole), 2 Farbbecher abnehmbar – 2ml & 5ml, Double-Action, Fließsystem, Farbmengenvoreinstellung, lösemittelbeständige Teflondichtungen, Preis bei 265€
Es gibt eine große Anzahl Mitbewerber im Bereich Airbrush Pistolen, aber die technischen Unterschiede der Modelle untereinander im gleichen Preissegment sind meist gering. Sinnvoller ist es, auf die Aktualität der Modelle zu achten. Es werden ständig neue Technologien und Materialien integriert. Ebenso sind persönliche Optionen zu berücksichtigen;
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